Attachment-Focused EMDR als Ressource für resiliente Selbstführung
Wenn Führung gelingen soll – im Zeitalter von Unsicherheit, Beschleunigung und Komplexität – dann braucht sie heute mehr als strategisches Denken oder operative Klarheit. Sie braucht emotionale Selbstführung, Bindungsfähigkeit und die Kompetenz, auch unter Druck präsent, klar und empathisch zu bleiben.
In meiner über 20-jährigen Arbeit mit Führungskräften – in Konzernen, Mittelstand und sozialen Organisationen – begegnet mir immer wieder ein zentrales Thema: Die Qualität der inneren Beziehung – zu sich selbst, zur eigenen Biografie, zu Belastung und Ambivalenz. Genau hier setzt Attachment-Focused EMDR (AF-EMDR) an.
Denn: Wer Verantwortung übernimmt – für Menschen, Teams oder Organisationen – braucht innere Sicherheit. Dazu braucht es integrative Methoden, die auf neuronaler, emotionaler und verkörperter (somatischer) Ebene wirken. AF-EMDR ist für mich eine solche Methode und deswegen bin ich auch Mitglied im Parnell Institute von Laurel Parnell, die seit über 24 Jahren EMDR und achtsamkeitsbasierte “Tapping” Verfahren auf der ganzen Welt lehrt.
EMDR statt klassische Selbstoptimierung
Viele Führungskräfte, die ich begleite, haben einen beachtlichen Weg hinter sich: exzellente Ausbildung, unternehmerisches Denken, hohe Verantwortung. Und doch berichten sie – oft nach außen sehr funktional – von innerem Druck, Schlaflosigkeit, Beziehungsabbrüchen, diffuser Scham oder dem Gefühl, den Kontakt zu sich selbst verloren zu haben.
In dieser Spannung greifen viele zu klassischen Tools: Coaching, Strategie-Workshops, Meditation – alles hilfreich. Aber bei manchen reicht das nicht. Besonders dann, wenn frühe Prägungen, innere Glaubenssätze oder Bindungserfahrungen unbewusst das Führungsverhalten beeinflussen.
AF-EMDR in Hannover bietet hier einen wirkungsvollen Zugang: nicht als Therapieersatz, sondern als integrative Methode, um sich selbst in der Tiefe besser zu verstehen – und dadurch wieder handlungsfähig zu werden.
Attachment-Focused EMDR
EMDR (Eye Movement Desensitization and Reprocessing) ist ein gut erforschtes Verfahren zur Traumaverarbeitung und wird mittlerweile von vielen Gesundheitsorganisationen empfohlen (UK, Canada, WHO). Es nutzt bilaterale Stimulation, um emotionale Erlebnisse im Gehirn neu zu vernetzen.
Attachment-Focused EMDR (AF-EMDR) – entwickelt von Dr. Laurel Parnell – erweitert EMDR durch die Integration von Bindungstheorie, Beziehungskompetenz und Imaginationsarbeit, die wir in Deutschland auch durch Prof. Dr. Luise Reddemann kennen. Diese Methode richtet sich besonders an Menschen mit Bindungsschwierigkeiten, vergangenen Rückschlägen oder emotionalen Herausforderungen - also genau die Muster, die bei Führungskräften oft wenig Raum finden. Führungskräfte werden von ihrem Umfeld ständig aufgefordert, Stärke, Kontrolle und Leistung zu demonstrieren.
„Als Mitglied im Parnell Institute und jemand, der sowohl in Imaginationstherapie nach Luise Reddemann als auch in Search Inside Yourself (dem Achtsamkeits- und Emotionskompetenzprogramm aus dem Google-Umfeld) ausgebildet ist, sehe ich in AF-EMDR ein Brückensystem: zwischen innerer Regulation, Bindungsfähigkeit und Führungsqualität.“
Die fünf Prinzipien von AF-EMDR
Sicherheit ist Voraussetzung für Veränderung
Kein Team funktioniert ohne psychologische Sicherheit. Genauso wenig funktioniert Persönlichkeitsentwicklung ohne innere Sicherheit. AF-EMDR baut systematisch Ressourcen auf, bevor „ans Eingemachte“ gegangen wird.Für Führungskräfte bedeutet das: nicht sofort in die Selbstoptimierung springen, sondern lernen, sich innerlich zu verankern. Genau hier entstehen Resilienz, Authentizität und Entscheidungsfähigkeit.
Die Beziehung als Reparaturfeld
Die Qualität der Führung hängt direkt mit der Beziehungsfähigkeit zusammen. In AF-EMDR ist die therapeutische Beziehung nicht nur Mittel zum Zweck – sie ist Teil der Heilung.Für mich bedeutet das: Führung beginnt mit der Fähigkeit, präsent zu sein – zuzuhören, zu spiegeln, ohne sofort zu reagieren. Eine Kompetenz, die auch im "Time to Think"-Ansatz zentral ist – und in Leadership-Trainings oft übersehen wird.
Selbstbestimmung und individuelle Führung
In AF-EMDR gestalten und entscheiden Coachees und Klienten den Prozess aktiv mit – über Form, Tempo, Setting. Es entsteht ein Raum von Autonomie und Vertrauen.Auch in der Führung geht es darum, Sicherheit ohne Kontrolle, Klarheit ohne Härte zu etablieren. Menschen entwickeln sich, wenn sie entscheiden dürfen, wie sie sich entwickeln.
Ressourcenarbeit: Innere Bilder als Führungsinstrument
AF-EMDR nutzt sogenannte „Tapping-In“-Techniken, bei denen mit positiven inneren Bildern gearbeitet wird: einem sicheren Ort, einer nährenden Figur, einem inneren Ratgeber oder einem Schutzbild.Als jemand, der regelmäßig mit Führungskräften arbeitet, sehe ich, wie machtvoll diese inneren Bilder sind – auch außerhalb der Sitzungen. Sie helfen in Meetings, bei Entscheidungen, in Konflikten. Ich nutze diese Techniken auch in achtsamkeitsbasierten Resilienztrainings und immer öfter in Business-Coachings.
Modifizierte Techniken für frühe Prägungen
Viele Führungskräfte tragen frühe Prägungen in sich – oft nicht dramatisch, aber wirksam. AF-EMDR ermöglicht es, solche Muster zu erkennen und auf neuronaler Ebene zu verarbeiten – jenseits von Kognition.
Neurobiologische Selbstführung – praktisch angewendet
AF-EMDR stärkt nicht nur die Verarbeitung von Belastung, sondern schafft langfristig die Voraussetzung für:
Emotionale Selbstregulation unter Druck
Konstruktive Konfliktfähigkeit
Klarere Grenzen und Schutzmechanismen
Stärkere Empathie und Beziehungsqualität
Zugang zu Intuition und innerer Stimme
All das sind Fähigkeiten, die im Leadership zentral sind – aber selten gezielt entwickelt werden. AF-EMDR ist hier keine „Therapie“, sondern eine neurobiologisch fundierte Erweiterung des inneren Führungsraums.
Soft Skills sind in Zeiten von AI die heutigen Hard Skills
Emotionale Intelligenz und Regulationsfähigkeit - das sind die “Hard Skills” von heute. Gerade weil Künstliche Intelligenz und Automatisierung viele operative Aufgaben und sogar Entscheidungsvorbereitungen übernehmen können, verschiebt sich der Fokus in Führung und Zusammenarbeit auf das, was Maschinen nicht ersetzen können: Beziehungsfähigkeit, Präsenz, Verantwortungsbewusstsein - kurz: Innere Führung.
Wenn Sie als Führungskraft, Verantwortungsträger:in oder Begleiter:in von Menschen EMDR in Hannover oder virtuell in einem sicheren Setting kennen lernen möchten, begleite ich Sie gerne. In 1:1 Prozessen, in Retreats oder in der Entwicklung Ihrer Führungskompetenz.