Tapping In – wie EMDR Ressourcenarbeit neue Räume für Führungskräfte öffnet
Tapping In: Wie EMDR-Ressourcenarbeit und Imagination Führungskräften neue innere Räume öffnen
In der Arbeit mit Führungskräften geht es nicht nur um Strategien, Entscheidungen und Ergebnisse. Es geht auch um innere Stabilität, Selbstregulation und die Fähigkeit, in anspruchsvollen Situationen mit sich selbst in Kontakt zu bleiben. Methoden aus der Traumatherapie finden heute zunehmend ihren Platz in der Persönlichkeitsentwicklung – angepasst, achtsam und mit großem Potenzial.
Eine Methode, die ich in meiner Arbeit regelmäßig integriere, ist „Tapping In“ – ein ressourcenorientierter Ansatz aus dem EMDR-Feld, der auf sanfte Weise emotionale Selbststärkung ermöglicht. Sie basiert auf der Grundidee der bilateralen Stimulation, wird jedoch nicht zur Verarbeitung von Trauma eingesetzt, sondern gezielt zur Verankerung positiver innerer Bilder und Zustände. In Kombination mit Imaginationsübungen nach Luise Reddemann – wie dem Sicheren Ort, inneren Mentoren oder der „inneren Bühne“ – entsteht ein hochwirksames Setting, das Selbstführung auf einer tieferen Ebene stärkt.
Was ist „Tapping In“?
„Tapping In“ ist eine vereinfachte, ressourcenfokussierte Anwendung aus dem EMDR-Kontext, entwickelt von Laurel Parnell. Dabei werden über sanftes, abwechselndes Klopfen – meist an den Oberschenkeln oder Händen – positive innere Bilder, Erinnerungen oder Zustände „eingeklopft“. Ziel ist es, diese Ressourcen tiefer im Erleben zu verankern, etwa Gelassenheit, Selbstvertrauen oder das Gefühl von Verbundenheit.
Ich persönlich kann das Buch „Tapping In“ von Laurel Parnell sehr empfehlen. Es hat mir bestätigt, dass ich seit Jahren intuitiv mit dieser Form der bilateralen Stimulation arbeite – nicht nur im Coaching, sondern auch über Musik, Bewegung oder bildnerische Prozesse. Viele kreative Ausdrucksformen zeigen: Es gibt zahlreiche Wege, wie wir unser Nervensystem beruhigen und innere Ressourcen aktivieren können – Tapping In ist einer der zugänglichsten und wirksamsten.
Im Unterschied zur klassischen EMDR-Prozessierung, die auf die Verarbeitung belastender Inhalte zielt, richtet sich Tapping In ausschließlich auf Stärkung und Integration. Es ist dabei narrativ, körperorientiert und leicht zugänglich – ideal auch für Coaching- und Führungskontexte, in denen es um Stärkung und Selbstkontakt geht.
Führung als Kontext für EMDR Anwendungen
Führungskräfte sind oft gewohnt, im Außen präsent zu sein – Entscheidungen zu treffen, Teams zu führen, Prozesse zu moderieren. Was dabei oft zu kurz kommt, ist der bewusste Aufbau innerer Orte der Kraft, Stabilität und Orientierung. Genau hier setzt Tapping In an:
Stärkung innerer Ressourcen vor anspruchsvollen Gesprächen, Präsentationen oder Veränderungssituationen
Regulation von Stress durch bewussten Zugang zu beruhigenden inneren Bildern
Integration von Erfolgs- und Selbstwirksamkeitserfahrungen, die im Alltag oft verblassen
Ergänzt durch Imagination: Der sichere Ort und innere Mentoren
Aus der psychodynamisch-imaginativen Traumatherapie (Luise Reddemann) stammen kraftvolle Übungen, die sich nahtlos mit Tapping In kombinieren lassen:
Der „Sichere Ort“: ein individuell entwickelter innerer Raum, der Schutz, Ruhe und Stabilität vermittelt – besonders hilfreich in Momenten emotionaler Überforderung.
Der innere Mentor oder die innere Mentorin: eine imaginierte Figur (oder auch reale Person aus der Biografie), die Weisheit, Ermutigung oder Klarheit verkörpert – oft ein überraschend kraftvoller Zugang zu innerer Führung.
Die „innere Bühne“: ein Raum, in dem belastende innere Anteile betrachtet, beruhigt und in Beziehung gebracht werden können – ein Mittel zur Selbstklärung und Rollenbewusstheit. Hier gibt es eine tolle Verbindung zur systemischen Teilearbeit (Inner Family Systems) nach Dr. Richard Schwartz, die ich gerne integriere.
Führung beginnt innen
In Zeiten von ständiger Erreichbarkeit, Unsicherheit und hoher Veränderungsgeschwindigkeit sind Führungskräfte gefordert, mehr denn je aus einer inneren Stabilität heraus zu handeln. Methoden wie Tapping In, die Verbindung von bilateraler Stimulation und Imagination, schaffen genau diese Räume: ressourcenstärkend, still, aber tief wirksam.
Sie eignen sich sowohl für die Einzelarbeit im Coaching als auch für Micro-Practices im Alltag – z. B. morgens zur Zentrierung, vor wichtigen Terminen oder zur abendlichen Selbstregulation.